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VERKEHR:
Ist der Diesel-Besitzer am Ende der Dumme?
Es
geht um Luftreinhaltung und noch viel mehr
VON CHARLY HAFNER
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WANNWEIL.
Die Deutsche Umwelthilfe, gesponsert von Industrieunternehmen, hat einen Sieg
vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig errungen. Betroffene deutsche Städte
haben nun unter bestimmten Voraussetzungen das Recht bekommen die stinkenden
Diesel zu stoppen. Aber nochmals von Anfang an. Tatsache ist, dass wir mit
zunehmendem Verkehr die Luftreinheit immer mehr belasten. Aber nicht allein das
ist die Ursache, sondern auch die Versäumnisse und Schwindeleien der
verschiedenen Autohersteller. Außerdem ist es nur ein Stück der Wahrheit.
Industrie, Verkehrsmittel die mit Diesel betankt werden, wie Dieselloks,
Lastkraftwagen usw., tragen auch nicht unerheblich zur Luftverschmutzung bei.
Dem Verbraucher wurden besonders saubere Diesel mit Versprechungen der Autobauer
angeboten und dann stellte sich heraus, dass die Grenzwerte mit diversen
technischen und Software gesteuerten Bauteilen nur vorgegaukelt wurden. Nur auf
der Anklagebank des Bundesverwaltungsgerichtes saßen nicht die Autobauer, dort
saßen die vielen betrogenen Dieselbesitzer. Viele derer haben im guten Glauben
zum Beispiel einen sauberen Diesel der Euro-Norm Schadstoffklasse 5 angeschafft.
Und man wundert sich, warum im Großen und Ganzen hauptsächlich über
Fahrverbote gesprochen wird.
Sollte nicht die ganze Kraft der Autoindustrie und Forschung dazu verwendet
werden Software und technische Lösungen, die es ja als Prototypen ja inzwischen
schon gibt, voran zu treiben um schnellstens machbar den gebeutelten Autofahrern
anbieten zu können. Gebiete von Diesel frei zu machen indem man sie auf andere
Straßen umleitet hieße ja nur: „Jetzt können die anderen Mal den Staub
schlucken“. Ist das nicht Irrwitz? Eine echte Lösung scheint das ja auch
nicht zu sein. Und was ist mit den Kosten? Warum wird von der Politik zu wenig
darauf hingearbeitet, dass die Autobauer die Kosten für Software und technische
Lösungen übernehmen müssen. Diese haben nicht das verkauft was sie angeboten
und versprochen haben. Und deshalb hat der Kunde doch ein gesetzliches Recht auf
Nachbesserung. Oder gilt das für die mächtige Autoindustrie nicht?
Da
erscheint einem Daimlerautobesitzer doch die Werbeaktion der Mercedes Bank, ein
Unternehmen der Daimler-Group, anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens, die
zurzeit bei Mercedes-Kunden im Briefkasten landet, ja schon fast schon wie Hohn.
Die Mercedesbank bedankt sich bei seinen Kunden für Ihre Treue mit
„exklusiven Vorteilen“ für neue Bankkunden. Eine aufwendig gestaltete Mappe
mit Inhalt dürfte einschließlich Versandkosten eine ordentliche Stange Geld
gekostet haben. Dieses Geld wäre von Daimler mit Sicherheit vertrauensbildender
und wirksamer bei der Übernahme der Kosten für seine Kunden eingesetzt
gewesen.
Ach
ja und dann läuft er auch noch die Umweltschutz-Aktion des Umweltbundesamts
gegen die luftverpestenden Kachelöfen-, Kachel- und offene Kamine- Besitzer.
Hier kommen auf viele Ofenbesitzer in den nächsten Jahren auch noch nicht
gerade kleine Summen für Umbau oder Stilllegung zu. Und kurioser Weise dürfen
alte Öfen aus der Zeit vor 1950 weiter befeuert werden. Es sind schlechte
Zeiten für Dieselfahrzeug und Kachel- und Kaminofen-Besitzer. Das dürfte
Politik und Politiker nicht unbedingt beliebter und vertrauensvoller machen. Man
darf gespannt oder auch verärgert sein. Und vielleicht gewinnt das alte
Sprichwort: „Wer einmal lügt dem glaubt man nicht“ wieder mehr an
Bedeutung. Die exorbitant hohen Verkaufszahlen und Umsätze so einiger
Autohersteller nach dem Diesel-Skandal, wie zum Beispiel bei
Volkswagen, sprechen allerdings eine andere Sprache.
Man
glaubt es kaum.
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