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Seit dem 11. November 2014 und zum 11. Male Palazzo in Stuttgart
Es ist angerichtet… 
Kulinarische Genüsse bei magischen Momenten im Spiegelpalast

VON CHARLY HAFNER

STUTTGART. Wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn glatt erfinden, den Spiegelpalast. Er steht am Rande des Cannstatter Wasen, gegenüber der Porsche Arena. In dieser Saison gibt es Palazzo noch in fünf weiteren Städten, unter anderem in Wien. Die ursprünglichen Spiegelpaläste gab es schon zur vorletzten Jahrhundertwende. Sie reisten von Ort zu Ort und wurden vor allem als mobile Tanzpavillons genutzt. Ende der Neunzehnhundertvierziger Jahre, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und zur Zeit des Wiederaufbaues in Deutschland, gab es wichtigeres und sie wurden vergessen.

Spiegelpalast heute Nostalgie und modernste Ton- und Lichttechnik

Mitte der Neunzehnhundertsiebziger Jahre gab es das Comeback. Glitzer, Eleganz, Spiegelwände und eine großartige Atmosphäre mit vielen Lichtern und Spiegel waren wieder gefragt. Wenn man eintritt, vom Foyer, mit Bar und Garderobe, empfängt einen ein besonderer Flair und Notalgie. Professionell eingedeckte Tische mit Kerzenleuchtern und vielen hunderten von elektrischen Kerzen bestätigen, dass man in einem Gourmettempel ist. Der Spiegelsaal erstrahlt mit seinen vielen verschiedenen Scheinwerfern in einem angenehmen und wohligen Licht. Außer der Bühne am Rande des runden Spiegelsaales gibt es in der Mitte noch die Rundbühne, die sich hydraulisch heben und senken lässt. Sie bietet dadurch für alle Gäste beste Sicht. Aus der darüber liegenden Kuppel des Spiegelpalastes werden Trapeze, Strapaten, Seile, Bänder oder anderes für die Artisten herabgelassen. Das Programm besteht aus unterhaltsamen Varieté begleitet von exquisitem Dinner in vier Gängen und dauert etwa dreieinhalb Stunden. Man kann zwischen einem Vier-Gang-Gourmet-Menü mit Fleisch und Meerestieren oder einem rein vegetarischen Menü wählen. Ein Hauptgang liest sich so: Kalbsfilet im Tramezzinimantel mit Bohnenallerlei, weißem Bohnenpüree, Kartoffelgratin und Olivenjus. Einfach ein sensationelles Küchengedicht und so hervorragend schmeckt es auch. Kreiert und gekocht von Harald Wohlfahrt und seinem Team. Einer der am höchsten dekorierten Sterneköche Deutschlands. Bei der Begrüßung vor dem Spiegelpalast sagte Harald Wohlfahrt, nachdem ihm zu seinem erneuten dritten Stern beim Gourmetführern Guide Michelin gratuliert wurde, in einem kleinen Interview "Man muss sich für die 3-Sterne schon jedes Mal ungeheuer anstrengen. Geschenkt gibt es da nichts“. Das gilt auch für die Traumnote 19,8 vom anderen Gourmetführer Gault-Millau und vier Mützen oder Hauben. Dort wird von 1 bis 20 benotet. Wohlfahrt, seit 34 Jahren Küchenchef der „Schwarzwaldstube" im Hotel Traube in Baiersbronn-Tonbach, wurde öfter als jeder andere deutsche Spitzenkoch mit drei Michelin Sternen ausgezeichnet, insgesamt 23-mal und erhielt auch den Titel „Bester 

Koch des Jahres“. "Die Note zwanzig vergibt nur der liebe Gott", so die Jury bei Gault-Millau. Obwohl, es gab während der langen Zeit der Gourmetführer zwei Köche mit der Traumnote 20. Ist aber schon lange her. Weiter sagt Gault-Millau: „Er wirkt manchmal so schüchtern wie ein Ministrant bei der ersten Heiligen Messe, dabei kocht er gottbegnadet. Alles bei Harald Wohlfahrt schmeckt zum Niederknien. Denn er arbeitet mit sakraler Strenge, komponiert ebenso mit beschwingter Leichtigkeit wie mit logischem Verstand und arrangiert mit sinnenfroher Ausdrucksvielfalt - ein Johann Sebastian Mozart der Kochkunst.“ Seit 2001 kreiert er Gourmet-Menüs für Palazzo.

Die Show
heißt Glücksjäger. Ein Casino-Hotelier, dargestellt vom Schauspieler Sven Riemann, entführt die Gäste in seinem Casino-Hotel in eine Welt der Spieler, einsamen Herzen, Durchreisenden und Dauerbesucher, echte Glücksjäger eben. Geniale Artisten und brillante Künstler treffen auf liebenswerte Angestellte, verschrobene Individuen und spielsüchtige Hotelgäste. Was alle eint: Die Suche nach dem, was verlorengegangen zu sein scheint: Das große Glück! Gastgeber Sven Riemann führt in seiner Funktion als Hoteldirektor dann ebenso charmant wie gekonnt durch den weiteren Abend. Zahlreiche Artisten, Komödianten, Zauberer und andere stellen ihr Künste dar. Die Pfannennummer Nacked Lunch passt wohl gut zum Thema Kochen und Essen. Allerdings in diesem Ambiente vielleicht doch etwas deplaciert. So haben es jedenfalls einige Gäste empfunden. Diese Darbietung sollte man nochmals überdenken. In Abständen mündet die Show dann in einen musikalischen Teil der Hausband Sidewalkers auf der Bühne und zwischen den Tischen. Dann kommt ein Geschwader von Bediensteten und trägt den jeweilig nächsten Gang auf. Der Hauptgang wird zelebriert indem an jedem Tisch die schimmernden Edelstahl-Tellerhauben auf Kommando von den Kellnerinnen und Kellnern abgehoben werden. Beifall für die Köche, Kellner und den wunderbar angerichteten Gang. Bei der Premiere lief noch nicht alles rund. Muss sich eben noch einspielen, da darf noch geübt werden. Manche Tische waren fast mit essen des Hauptganges fertig, andere bekamen erst aufgedeckt. Aber der Genuss hat allemal entschädigt. Mehr soll hier über das Programm nicht berichtet sein. Man sollte es auch nicht lesen, besser ist allemal es sich anzuschauen. Palazzo ist ein besonderes Erlebnis. Sicher auch ein schönes Geschenk an einen lieben Menschen. Gespielt wird noch bis März 2015.

Sternekoch Harald Wohlfahrt vor dem Spiegelpalast  Casinohotel-Direktor Sven Riemann und Page Joel Baker
Die Show kann beginnen Die Kugel im Kessel des Casino-Hotels rollt
Mandi Orozco aus den USA an den Strapaten Mandi (USA) & Lorant (Ungarn) 
Hausband Sidewalkers (Deutschland / Südafrika) Hauptgang: Kalbsfilet im Tramezzinimantel mit Bohnenallerlei, weißem Bohnenpüree, Kartoffelgratin und Olivenjus
Magier Jay Niemi aus Finnland und die schwebende Jungfrau Kaelyn Schmitt aus Canada am Double Trapez
Dessert: Schokoladenfondue mit glacierten Bananen, Passionsfruchtcoulis und Sauerrahmeis Finale
 


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November 2014

 

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Letzte Aktualisierung 04.12.2014

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