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Musical

Pinocchio in der Stadthalle

Eine Geschichte über 100 Jahre alt und doch noch aktuell?


VON CHARLY HAFNER


REUTLINGEN. Nicht ganz ausverkauft am Sonntag-Nachmittag, aber gut besucht, von Jung und Alt, war das Musical Pinocchio in der Stadthalle Reutlingen. Das allseits bekannte italienische Märchen handelt von der Marionette mit der Lügennase, die Geppetto in seiner Werkstatt aus einem Holzscheit geschnitzt hat. Der hölzerne Junge ist zwar lebendig, weiß sonst aber wenig über die Welt und den Unterschied zwischen Gut und Böse. Doch Pinocchio will Großes erleben, alles wissen!

Und so ist es nicht verwunderlich, dass die neugierige Wunderpuppe von einem Abenteuer ins nächste stolpert: Auf seiner Reise wird er unter anderem zum Hauptdarsteller eines Puppentheaters und trifft auf die hinterlistigen Gauner Fuchs und Kater, die ihn hereinlegen wollen, um an sein Geld zu kommen.

Pinocchio verstrickt sich immer wieder in allerlei Schwierigkeiten und nimmt es dabei mit der Wahrheit nicht so genau. Doch er muss erkennen, dass sich Lügen und Faulheit nicht auszahlen, wenn sein Wunsch, ein echter Junge zu werden, in Erfüllung gehen soll. Zum Glück stehen ihm die Grille und die Blaue Fee immer mit Rat und Tat zur Seite, denn das größte Abenteuer steht ihm noch bevor: Sein Vater Geppetto wurde von einem Seeungeheuer verschluckt! Pinocchio macht sich auf den Weg, um seinen Vater zu retten…

Helge Fedder, sie schreiben die Stücke für das Theater Liberi und führen auch Regie. Ist es ein Vorteil, wenn beides aus einer Hand kommt?

Helge Fedder: „Zumindest haben wir damit hier bei Theater Liberi seit elf Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Beim Schreiben habe ich schon Bilder im Kopf, wie die Inszenierung nachher sein könnte – auch wenn manchmal dann doch alles anders kommt. Dadurch, dass ich auch als Schauspieler arbeite, spreche ich die Dialoge schon während sie entstehen laut mit, sodass sie nicht hölzern, sondern lebendig daherkommen – so soll schließlich am Ende auch das Stück sein. Sehr vieles, was das Publikum nachher auf der Bühne sieht, entsteht aber auch erst in den intensiven Proben: Dort bringen sich unsere Darstellerinnen mit ihren Vorstellungen von den Figuren ein. In enger Zusammenarbeit mit unseren Technikexpertinnen und Bühnenbildnerinnen lassen wir die Kulissen entstehen und bringen sie zum Leuchten. Gemeinsam mit Requisite, Maske und Kostüm arbeiten wir dann daran, dass die Figuren alles andere als alltäglich sind, sondern dass es auch optisch hoch hergeht. Vor allem aber lebt das Musical natürlich durch die Kompositionen meiner Musikerkollegen, die genau auf die Dramaturgie abgestimmt werden müssen.“

René Britzkow (Pinocchio), die Geschichte der hölzernen Marionette ist schon über 100 Jahre alt. Ist sie überhaupt noch aktuell? 

René Britzkow: „Auf jeden Fall! Nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene haben ab und zu das Gefühl irgendwie fehl am Platz zu sein, nicht richtig echt zu sein. Wenn wir uns für etwas schämen oder über uns selbst ärgern – immer dann sind wir ein bisschen Pinocchio. Dabei vergessen wir aber, dass all diese Emotionen auch zum Menschsein dazu gehören und uns zu dem machen, was wir sind. Deswegen gehört die Geschichte um den Jungen, der erst merken muss, dass er mehr als ein Stück Holz sein kann und darf, ins Hier und Jetzt. Sie führt uns vor Augen, dass wir dann ganz bei uns ankommen, wenn wir alle Aspekte unseres Seins annehmen und mit Ihnen leben. Sie zeigt uns: Wer aufrichtig zu sich selbst und anderen ist, kann nur glücklich sein.“

Pinocchio stolpert von einem Abenteuer ins nächste und ist dabei manchmal auch etwas naiv. Ist er ein richtiger Holzkopf?

René Britzkow: „Seit seinem ersten Atemzug durch die Magie der blauen Fee ist sein hölzerner Kopf zum Bersten gefüllt mit Ideen und Tatendrang, den er unbedingt ausleben möchte. Allerdings lernt er, dass das auch Konsequenzen haben kann. Pinocchio ist sehr einfühlsam, wenn es um andere geht. Nur bei sich selbst muss er noch lernen richtig durchzublicken. Er ist auch nicht dumm, nur weil er viele Fehler macht. Für ihn ist eben alles neu und interessant und er kann sich schlicht nicht zurückhalten und muss sich sofort in ein neues Abenteuer stürzen. Auf den Kopf gefallen ist er aber keineswegs: Er lernt aus seinen Fehlern und kämpft für seinen Traum, endlich ein echter Junge zu werden.“

Welche Botschaft können Kinder aus der Vorstellung mitnehmen

René Britzkow: „Manchmal ist die Erfüllung der eigenen Träume näher als man denkt, es lohnt sich, genau hinzuschauen!“

Weitere Termine und Musicals von Theater Liberti unter
www.theater-liberi.de/musicals

 

 

 

 

                                  Ein Video dazu haben wir hier

10.12.2018

 

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Letzte Aktualisierung 14.02.2024