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Messe Stuttgart
15. Retro Classics – mit Glanz und Chrom
Europas größte Oldtimermesse war vom 26. bis 29. März 2015, auf dem Stuttgarter Messegelände, ein voller Erfolg 

VON CHARLY HAFNER


STUTTGART. Mit einer Ausstellungsfläche von 120.000 m² ist die RETRO CLASSICS nun die größte Oldtimermesse Europas. 8 Messehallen und die Messepiazza im Freigelände wurden von 1.500 Ausstellern belegt und boten somit eine immense Vielfalt für die Besucher. Zu sehen und bestaunen, teilweise auch zu kaufen, waren 3000 Old- und Jungtimer – vom Fahrrad über Busse, Traktoren, Motorräder, Oldtimer-Kraftwagen aus allen Ländern bis hin zum Rennwagen. Doch nicht nur die Fläche ist gewachsen, auch die Zahl der Aussteller, die aus dem Ausland anreisen, hat sich verdoppelt. Der Anteil internationaler Aussteller lag in diesem Jahr bei rund 20%. Die RETRO CLASSICS® ist damit so international wie nie! „Und ist schon seit längerer Zeit vollkommen ausgebucht. Aufgrund der insgesamt positiven Entwicklung im Stuttgarter Messegeschäft wird gegen Jahresende der Grundstein zu einer neuen, zehnten Halle gelegt. „Dann stehen weitere 15 000 Quadratmeter zur Verfügung“, so der Geschäftsführer der Landesmesse in Stuttgart Roland Bleinroth.

Autobahnkuriere. Einen wichtigen Schwerpunkt der RETRO CLASSICS bildeten die so genannten Neo Classics – Supersportwagen, Luxuskarossen und Einzelstücke aus Kleinstmanufakturen, die bereits „ab Werk“ als begehrte Klassiker gelten. Ein besonders ausgefallenes Beispiel für diese Fahrzeuggattung ist der 600 PS starke, hochmoderne ISDERA 116i Autobahnkurier, der – zumindest äußerlich – dem gleichnamigen Mercedes-Klassiker aus den dreißiger Jahren nachempfunden ist. Auf der RETRO CLASSICS war das unverkäufliche Einzelstück im Eingangsbereich Ost neben seinem automobilen Urgroßonkel zu bewundern, einem seltenen 540K in der Karosserievariante „Autobahn-Kurier“. Es ist weltweit das erste Mal, dass die beiden Wagen zusammen gezeigt wurden.

"Autobahn-Kurier" ISDERA 116i, 600 PS, 242 km/h, 2.300 kg, 16 Zylinder  "Autobahn-Kurier" Mercedes Benz 540K, 180 PS, 170 km/h, 1936.
Ein 540K Cabriolet von 1938 wurde in diesen Tagen vom Auktionshaus Bonhams,
Stuttgart, zum Preis von 2,76 Millionen Euro versteigert
 

 

Um große Gefühle und Highway-Träume

Cadillac 1955

geht es auch bei den US-Cars, denen erneut eine ganze Halle gewidmet war. Amerikanische Straßenkreuzer, Pickups und Hot Rods stehen auch hierzulande für ein Lebensgefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Wer sich für rote Ledersitzbänke und Heckflossen begeistert, dem schlug das Herz in Halle 5 höher, die erneut allein den US-Cars gehörte. Um der steigenden Nachfrage  zu begegnen, wurde 2015 eine 2500 Quadratmeter große US-Fahrzeugverkaufsbörse als zusätzliche Sonderverkaufs fläche eingerichtet. Cadillac etwa „gehört zu den Marken, die am meisten besungen und in Filmen gezeigt wurden“,

sagte Vijay Iyer, Direktor Brand Management und Public Relations Cadillac und Chevrolet Europe. „In Deutschland, aber auch in der Schweiz und in anderen europäischen Ländern gibt es die größten Cadillac-Fanclubs. Das finden wir besonders spannend.“ Umso erfreulicher sei es daher, dass sich die Marke in einer Sonderschau auf der RETRO CLASSICS präsentieren könne. „Mit 112 Jahren Firmengeschichte gehört Cadillac längst zu den Klassikern. Auf der Retro Classics wollen wir eine Brücke zu unseren neuen Modellen schlagen.“


 

Die RETRO CLASSICS ist längst auch eine international bedeutende Plattform für das Kulturgut Automobil. Erstmals in diesem Jahr bot der „Marktplatz der Museen“, in der Halle 8, einen Querschnitt durch die Geschichte der motorisierten Fortbewegung. Dort waren – unter anderen – das August Horch Museum, das Oldtimermuseum Meßkirch, das Frey Automuseum, das Zündapp Museum und die THW Historische Sammlung vertreten. Als lebendiges Kulturgut ist das Automobil freilich über die Museen hinaus auf der Straße präsent: Viele Fahrzeuge werden regelmäßig bewegt. Buchstäblich „die Schnauze vorn“ haben die historischen Omnibusse aus ganz Europa, die in der Sonderschau „Schnauzenbusse um das Jahr 1950“ an eine längst vergangene Ära erinnerten. Um vergessene Exoten ging es auch in der Ausstellung „Traktoren aus Baden-Württemberg“, die damit den Unternehmergeist und die Innovationskraft des südwestdeutschen Traktorenbaus würdigte. Neben seltenen Fahrzeugen der Marken Kleinland oder Unitrak waren Schmuckstücke wie ein Ensinger aus dem Jahre 1948 oder ein Sülfgau von 1955 ausgestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HORCH 951 A, Sedan-Kabriolett, Bj. 1940, 120 PS, 135 km/h, 465 Stck., 20.500 Reichsmark



Links: Hatz, Verdampfer, 8 PS, 1934 Rechts: Deutz MAH Verdampfer, 11PS, 1950

DB OM321, 1968, fuhr in Buenos Aires 21 Fahrgäste incl. 
Gepäck, Haustieren und mobiler Hausrat

 

Damit auch in Zukunft das notwendige Know-how zur Verfügung steht, hat die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Region Stuttgart ein vom Verein RetroClassicCultur unterstütztes Projekt ins Leben gerufen, das ebenfalls im Rahmen des Marktplatzes vorgestellt wurde: „Der Stuttgarter Weg – wir können Oldtimer“. Damit wolle man an zwei einander ergänzenden Punkten ansetzen, erklärt Innungs-Geschäftsführer Christian Reher. „Zum Einen zertifizieren wir Kfz-Meisterbetriebe nach bestimmten Kriterien, zum Anderen läuft seit vergangenem Herbst in Kooperation mit den Berufsfachschulen Ludwigsburg und Backnang ein Pilotprojekt, das sich ganz gezielt an den Nachwuchs und die Ausbildungsbetriebe richtet. Wer heute an diesen Standorten den Beruf des Mechatronikers lernt, kann im Rahmen der Zusatzqualifikation Oldtimer/Youngtimer spezielle Kenntnisse über ältere Fahrzeuge erwerben und dazu auch eine Prüfung ablegen.“



Luxus der Langsamkeit. Das kann mit der Neukonstruktion der Aaglander-Motorkutsche von Ulrike Gärtner voll auskosten. Design-Pate stand dafür die viktorianische Pferdekutsche. Zu allen Gelegenheiten kann man die Kutsche mieten – wie beispielsweise für Geburtstage, Hochzeiten und Jubiläen. Und für maximal 5 Personen. Besonders beliebt ist das Selbstfahren für die einen Pkw-Führerschein besitzen. Mit 20 km/h kann man die Kutsche, mit dem 20 PS starken Dieselmotor, mit den Leinenstangen (Lenkung), der Servolenkung, dem Automatikgetriebe und der Sitzheizung gemütlich und sicher zu verschiedenen Ausflugszielen in Tälern, auf Anhöhen, im Wald und den Weinbergen rund um Baden-Baden und Rastatt leiten. Es gibt auch interessante Arrangements an Ausfahrten, selbst mit Schlossführung und Weinproben. Beispielsweise die Fahrt zur Sommerresidenz der Markgräfin Sybilla Augusta, wahlweise mit Kaffeestunde, Dauer zweieinhalb Stunden, oder mit Führung und Kaffeestunde, Dauer dreieinhalb Stunden. Erlebte Geschichte ist die Schlössertour vom Stadtschloss Rastatt zum Sommerschloss der Markgrafen von Baden, Schloss Favorit. 

Aaglander Motorkutsche „Luxus der Langsamkeit“

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März 2015
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Letzte Aktualisierung 20.04.2015