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URLAUB
Tornado als Urlaubskiller

REISEBERICHT VON CHARLY HAFNER


Hier scheint es noch ein normaler Urlaubstag zu sein, noch ahnt niemand was kommen sollte

 

CAVALLINO-TREPORTI (Italien). Es sollten eigentlich 3 schöne Wochen Erholung Spaß und blaues Meer sein. Sie fingen auch ganz verheißungsvoll mit täglichen warmen 33 bis 38 Grad an. Blauer Himmel, volle Sonne kaum ein Lüftchen und dazu ein Meer blau wie die Kornblume und warm wie eine Badewanne. Erfrischung geht anders. Dann Donnerstag der 10. August. Am Morgen an dem noch keiner was dieser Tag bringen sollte. Und es fällt nicht direkt auf, dass der Tag doch insgesamt anders verläuft wie die vorherigen. Der Strand war wie jeden Tag gut besucht.


Nur so gegen 13 Uhr wurde das Strahlen der Sonne durch eine langsam wachsende große Wolkendecke, die zunächst nicht besonders dunkel war, verdeckt und verlor damit einen Teil der Strahlkraft  und Wärme. Mehr und mehr lehrte sich von Minute zu Minute der Strand an diesem Tag und damit bereits wesentlich früher als sonst. Das Tageslicht verdunkelte sich zunehmend und es entstand eine ganz besonders eigenartige Stimmung am Strand. Deshalb ging ich die paar Schritte zum Strand und fing dieses, man könnte sagen >>Stille Stimmung<< fotografisch ein. Es waren nur noch wenige Sonnenanbeter mit ihren Liegen und Sonnenschirmen, die bereits zugemacht waren, da. Ich traf den Sohn eines Camping-Bekannten von gegenüber. Wir redeten einige Minuten über diese Stimmung und das jetzige und kommende Wetter. Er erzählte mir, dass er eine App hat die in Radaraufnahmen das Wetter zeigt. Und er hat gesehen, dass eine Gewitterfront direkt aus Südost auf uns, wie er sagte, volle Kanne zukommt. Als ich wieder zum Wohnwagen zurück kam, wollte mein anderer Camping-Nachbar noch kurz ins Waschhaus und danach nach Hause fahren. Da es anfing zu regnen sagte ich, dass wenn er zurückkommt und es regnet wir das herausschieben und anhängen seines Wohnwagens noch etwas verschieben müssten. Als er dann zurückkam regnete es bereits leicht und wir verschoben seinen Aufbruch nochmals.

 

Dann um 16 Uhr begann es richtig zu stürmen und kräftig zu regnen. Der Wind peitschte den Regen gemischt mit Sand von der Meerseite über den Strand herein in den Campingplatz. Auch eine der stabilen Miet-Strandliegen kam angeflogen und schlug direkt neben unserem Wohnwagen in ein Zelt ein. Dabei schoss sie knapp an einem Wohnmobil und dessen Besitzer vorbei. Dieser war damit beschäftigt seine Markise einzukurbeln, was ihm aber nicht gelang und er deshalb verzweifelt versuchte sie an den Stützen zu halten. Man konnte da schon kaum noch einen Meter weit sehen. Aber man hörte immer wieder Teile von Zurufen und Wortfetzen von anderen verzweifelten Ausrufen. Überall waren alle damit beschäftigt ihr Hab und Gut festzuhalten. Vorzeltstützen hoben vom Boden ab. Zelte, Markisen und andere Folien bogen sich im Sturm. Verzweifelte Versuche noch schnell eine Sicherungsschnur anzubringen oder einen weiteren Hering einzuschlagen gelangen nicht mehr. Warum gibt es eigentlich am Mittelmeer keine Unwetterwarnung, z.B. bei Tornadogefahr? Wie seit längerem bekannt bekannt ist nehmen diese Gefahren immer mehr auch an der Adria zu. Einen wesentlichen Teil trägt dazu die steigende Meererwärmung bei. Nach etwas mehr als 20 Minuten war der Spuk vorbei. Entsetzen machte sich auf den Gesichtern breit als die Camper sich aus den Zelten, Wohnwagen, Wohnmobilen und Bungalows wieder heraus trauten. Hauptsächlich die vorderen Platzreihen auf der Strandseite zeigten ein verheerendes Bild. 

 

Überall lagen Pinien auf Autos, Wohnwagen, Wohnmobilen, Zelten und Straßen


Zahlreiche Pinien lagen auf Wohnwagen, Wohnmobilen und Autos oder sind ganz umgefallen und haben dabei auch Straßendecken und Fahrzeuge hochgehoben. Eine Familie kam aus ihrem Haus Zeit vollkommen schockiert und orientierungslos. Direkt neben ihrem Zelt, in dem sie vermeintlichen Schutz gesucht hatten, waren direkt links und rechts große dickstämmige Pinien umgestürzt. Wie durch ein Wunder wurden sie und auch keine anderen Camper auf diesem Campingplatz ernstlich verletzt oder schlimmeres. Außer Sachschäden kamen alle glimpflich davon und waren sich einig so was nicht noch einmal erleben zu wollen. Unsere Gruppe von Camping-Freunden, die sich jedes Jahr hier trifft, stand Stunden später auf der Straße, nachdem das Regenwasser endlich wieder abgeflossen war, zusammen und stießen mit einem Trunk darauf an, dass niemand etwas Ernsthaftes passiert war und alle unversehrt blieben. Nach vier Tagen konnten die dringlichsten Aufräumarbeiten abgeschlossen werden. Aber da waren schon einige schockierte Urlauber vorzeitig abgereist. Sie hatten förmlich die Zelte abgebaut, zumindest was übrig war. Und am Ende nochmals der Appell, dass auch an der Adria über ein Unwetter-Frühwarnsystem zum Schutze der Touristen nachgedacht werden muss.


Der Tag in Bildern im Internet unter https://youtu.be/e__NyAtWiB8



Im blauen Zelt hat eine Familie alles unversehrt überstanden. Pinien krachten links und rechts direkt daneben um, 
es grenzt an ein Wunder.
  

 

23.8.2017

 

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Letzte Aktualisierung 08.09.2017